Fraunhofer IGD visualisiert historischen Zustand des Johanneschores im karolingischen Westwerk in Corvey mittels Augmented Reality

Das Kloster Corvey blickt auf eine 1.200-jährige Geschichte zurück, und es tut sich bis heute viel in den alten Gemäuern: Um den ursprünglichen Zustand des UNESCO-Weltkulturerbes sichtbar zu machen, entwickelte unser Team eine App und zeigt mittels Augmented Reality, wie es dort in der Vergangenheit ausgesehen hat.

Einen realitätsgetreuen Blick in die Vergangenheit werfen – Besucherinnen und Besucher des historischen Klosters Corvey können dies bald tun. Denn zu Beginn der kommenden Saison im April 2023 führt die katholische Kirchengemeinde eine neue App ein. Forschende des Fraunhofer IGD entwickelten die Lösung, mit der sie die Vergangenheit des Johanneschors visualisieren. Besucherinnen und Besucher richten Tablets auf den Raum aus, der Bildschirm zeigt dann den ursprünglichen Zustand der Umgebung an. Damit möchte das Kompetenzteam um das Westwerk Interessierte für die Historie des Bauwerks begeistern. Vor allem junge Menschen lassen sich mit neuen Technologien beeindrucken, die realitätsgetreue Darstellungen historischer Gebäude ermöglichen. Mit Hilfe von Augmented Reality können Besucherinnen und Besucher den heutigen Zustand des Raumes mit dem historischen Johanneschor vergleichen.

 

Denkmalschutz stellt Entwicklerteam vor Herausforderungen

Seit 2014 ist das karolingische Westwerk gemeinsam mit der Civitas UNESCO Weltkulturerbe und steht damit unter Denkmalschutz. Diese Auszeichnung stellte die Entwicklerinnen und Entwickler vor einige Herausforderungen. Normalerweise arbeitet das Team mit Markierungen an den Wänden, um die Räume zu visualisieren. Durch den Denkmalschutz durfte in Corvey nichts verändert werden – Kreativität war gefragt. Der Projektverantwortliche Andreas Zapf und sein Team entwickelten gemeinsam mit den Kuratoren und dem wissenschaftlichen Stab in Höxter eine Lösung, um den Raum zu visualisieren, ohne ihn zu verändern. Alles musste virtuell umgesetzt werden. So nutzte das Entwicklerteam Merkmale an den Wänden als natürliche Markierungen und orientierte sich an Blickpunkten, die bereits da sind. „Schwenkt der Nutzer oder die Nutzerin das Tablet auf einen dieser Punkte, richtet sich das Bild auf die Umgebung aus“, erklärt Zapf. Wissenschaftliche Erkenntnisse dienen als Grundlage für die Inhalte der App. Komplexe Architekturvisualisierungen des Westwerks selbst und der karolingischen Basilika in ihren Ursprüngen, welche in Form alter und neuer aufgearbeiteter Architekturpläne vorlagen, vermitteln ein Gesamtbild der damaligen Zeit. So tritt die heute sichtbare Barockkirche mittels Augmented Reality hinter die karolingische Basilika zurück.

Blick auf den Johanneschor in der karolingischen Basilika.
Visualisierung des Akanthusbogens.
3D-Scan und Rekonstruktion einer Inschriftplatte.