- Projektbeschreibung
- Wissenschaftlicher Hintergrund
- Projektpartner
Eine effiziente Planung und Steuerung von Produktionsabläufen sowie die umfassende Nutzung betriebsinternen Wissens ist auch heute noch eine große Herausforderung für kleine und mittelständische Unternehmen, die sich im Wettbewerb mit globaler Konkurrenz befinden. Das vom BMWi geförderte Verbundvorhaben IMAP erforscht Methoden und Technologien, die in einem integrierten Montageportal als flexible und einfach anpassbare Werkzeuge Produktionsprozesse in kleinen und mittelständischen Unternehmen unterstützen.
Auf dem Arbeitstisch liegt die Konstruktionszeichnung des aktuellen Auftrags ausgebreitet. Es ist nicht der erste Job dieser Art für den Werker – er weiß genau, welche Handgriffe er in welcher Reihenfolge ausführen muss. Außerdem hat er sein Wissen auf Merkzetteln notiert, sodass er den Auftrag rasch und fehlerfrei erledigt. Nur eine Woche später spielt sich Folgendes am selben Ort ab: Der Werker ist krank. Ein Kollege erledigt also einen ähnlichen Auftrag. Doch dieser kann die vorliegenden Notizen nicht nachvollziehen und weiß nicht recht, welche Information für welchen Handgriff gilt. Er beginnt mit den üblichen Einstellungen der Maschinen und muss zeitraubende Fehlversuche in Kauf nehmen.
Vor allem in klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) werden die Mitarbeiter multifunktional eingesetzt. Je nach Arbeitsauftrag bedienen sie verschiedene Maschinen und bearbeiten unterschiedliche Materialien. Das Erfahrungswissen, das in diesen Zusammenhängen entsteht, ist oftmals nur in den Köpfen der Mitarbeiter oder in persönlichen Aufzeichnungen präsent. Kollegen haben meist keinen Zugang zu diesem verborgenen Wissen.
Das Fraunhofer IGD arbeitet im Gemeinschaftsprojekt »Intelligenter mitarbeiterzentrierter Montageprozess« (IMAP) zusammen mit dem Fraunhofer Anwendungszentrum Großstrukturen in der Produktionstechnik AGP, mit Softwareanbietern und Anwendungspartnern aus der Industrie. Es sollen Lösungen für den systematischen und effizienten Umgang mit Wissen in KMU ermittelt werden. Das Projekt läuft bis zum 31. Juli 2012 und widmet sich der Fragestellung, wie die Montageplanung, der Montageprozess und das Knowledge Engineering verbessert werden können, um die Wettbewerbsfähigkeit der KMU im globalen Weltmarkt zu erhalten.
Fraunhofer IGD und Fraunhofer AGP entwickeln dazu gemeinsam ein auf dem Baukastenprinzip basierendes Portalsystem am Beispiel der maritimen Industrie. Der Funktionsumfang ist auf den jeweiligen Betrieb anpassbar und je nach Bedarf erweiterbar. Die im Unternehmen auf den verschiedenen Systemen vorhandenen Informationen fließen in einen gemeinsamen Datenpool. So können Arbeitsaufträge und die dazugehörigen Unternehmensdaten zentral verwaltet und über das Portalsystem an die Mitarbeiter in der Produktion verteilt werden. Die Einstellungen von Maschinen lassen sich dann zum Beispiel direkt über das System erfassen und die vom jeweiligen Maschinenbediener eingegebenen Werte sind verschiedenen Aufträgen, Arbeitsprozessen oder Produkten zuordenbar. Mithilfe des Portalsystems kann jeder einzelne Werker mit seinen Kollegen Erfahrungswissen austauschen, welches künftig jederzeit abrufbar bereitliegt. Wichtige Informationen lassen sich schnell und direkt austauschen. Insbesondere bei auftretenden Störungen des Betriebsablaufes werden Vorgänge der Produktion und Montage dadurch effizient geplant und gesteuert. Diese Arbeitserleichterung motiviert und unterstützt die Mitarbeiter in allen Unternehmensbereichen. Über das Portalsystem erhalten sie zusätzliche Informationen zum kompletten Produktionsprozess und können ihren eigenen Beitrag an der Produktion und Montage nachvollziehen.
Weitere Informationen
Vorhandene Informationen und Wissen werden in kleinen und mittelständischen Unternehmen selten systematisch zum Zweck einer durchgehenden und innovationsgetriebenen Entwicklung und Produktion genutzt. Das Projekt erforscht Methoden und Technologien des Knowledge Engineering, mit denen vorhandene Informationen im Kontext ihrer Nutzung verknüpft und bereitgestellt, Mitarbeiterwissen expliziert und verfügbar gemacht sowie Anreize für den aktiven Informationsaustausch unter besonderer Berücksichtigung sozialer Aspekte gegeben werden.
Diese Forschungsarbeiten stehen vor dem Hintergrund der Entwicklung eines generischen Ansatzes zur Abbildung und Unterstützung produktiver Arbeitsabläufe durch ein Montageportal. Diese Schlüsseltechnologie soll vorhandene heterogene Informationslösungen (ERP, ECM, BDE, etc.) integrieren und insbesondere in der Produktion die notwendigen relevanten Informationen am Arbeitsplatz für jeden einzelnen Arbeitsgang gefiltert zur Verfügung stellen sowie Rückmeldungen des Mitarbeiters mit dem vorhandenen Prozesswissen und Informationsbestand verknüpfen.
Fraunhofer AGP, Rostock
Hoch, Zoellner & Partner Managementsysteme, Norderstedt
Brainware Systems GmbH, Ellerau
KLH-Kältetechnik GmbH, Bad Doberan
KLH-Montage GmbH, Bad Doberan
IMG Ingenieurtechnik und Maschinenbau GmbH, Rostock