Fraunhofer-Initiative »Biogene Wertschöpfung und Smart Farming« auf der MeLa 2023

Hightech vom Saatgut bis zur Ernte

Pressemitteilung /

Die Digitalisierung hält auch im Stall Einzug. Dabei stehen die Sicherung des Tierwohls sowie die nachhaltige Produktion von Lebensmitteln und nachwachsenden Rohstoffen in Mittelpunkt. Auf der MeLa 2023 präsentieren das Fraunhofer-Institut für Großstrukturen in der Produktionstechnik IGP und das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD ihre neuesten Entwicklungen dazu. Die beiden Rostocker Forschungsinstitute sind das erste Mal auf der Landwirtschaftsausstellung vertreten und stellen ihre Arbeit auf dem Gemeinschaftsstand „Campus Wissenschaft“ gemeinsam mit Kooperationspartnern aus anderen wissenschaftlichen Einrichtungen vor. Dort können Besucherinnen und Besucher sich zum Beispiel mit Hilfe von VR-Brillen in einem Kuhstall bewegen. Sie haben dabei im Blick, wie es um die Gesundheit der Tiere steht.

© Fraunhofer IGD
Das Fraunhofer IGD entwickelt am Standort Rostock digitale Smart Farming Lösungen und arbeitet mit Technologien für automatisierte Prozesse wie beispielsweise Sprüh- und Streudrohnen. Diese mit Daten zur Pflanzengesundheit, Bodenbeschaffenheit und dem Gelände ausgestattete Großdrohne kann Dün-gung bzw. Schädlingsbekämpfungmittel gezielt auf einzelnen Feldabschnitten einbringen.
© Fraunhofer IGP
Die Fraunhofer-Institute IGD und IGP entwickeln Robotik zur automatisierten Qualitätskontrolle: Mit Kameras und Sensoren ausgestattete und durch KI-unterstützte Roboter (hier Roboterhund SPOT) kön-nen Schädlinge oder Krankheitssymptome an Erdbeerpflanzen erkennen.
© Fraunhofer IGP
Vom Fraunhofer IGP entwickelter Prototyp eines Pflanzroboters: Bohrspiralen heben Löcher für Erdbeer-setzlinge aus, die dann per Hand eingepflanzt werden. Vorteile sind Zeitersparnis und Qualitätssteige-rung (durch identische Abstände zwischen den Pflanzen und einheitliche Pflanztiefen). Perspektivisch soll der Pflanzroboter alle Arbeitsschritte bei der Pflanzung übernehmen.

Initiative für die Landwirtschaft der Zukunft

Was aber haben Datenverarbeitung und Maschinenbau miteinander zu tun? Und was erreichen sie gemeinsam in der Landwirtschaft? Das Fraunhofer IGD entwickelt Lösungen dafür, wie die Bestellung von Feldern oder die Tierhaltung optimiert werden können. Dabei werden große Bilder- und Datenmengen erfasst und analysiert. Die Ergebnisse nutzt das Fraunhofer IGP, um praktische landtechnische Lösungen zu finden, und ergänzt sie um Technologien wie Robotik, Sensorik und Automation.

 

Die Forscherinnen und Forscher aus Rostock sind Teil der interdisziplinären Fraunhofer-Initiative »Biogene Wertschöpfung und Smart Farming«, die innovative und nachhaltige Technologien für die Agrarwirtschaft der Zukunft entwickeln will. Smart Farming nutzt moderne Informations- und Kommunikationstechnologien in der Landwirtschaft. So kommen Feldroboter, Sprüh- und Streudrohnen, verschiedene Sensoren und vernetzte Geräte zum Einsatz. Die Initiative hat dabei die komplette biogene Wertschöpfungskette im Blick, vom Saatgut bis hin zur Ernte. Aktuelle Beispiele sind die Überwachung von Milchkühen, das robotergestützte Setzen von Erdbeerpflanzen oder die Bestimmung der Qualität von Früchten. Biogene Wertschöpfung umfasst die Produktion von Lebensmitteln bis hin zu ihrer Verwertung, sowohl als Nahrungsmittel als auch als nachwachsender Rohstoff.

Die Forschungsinitiative läuft seit gut einem Jahr. Beteiligt sind fünf Fraunhofer-Institute, die beiden in Rostock und drei weitere in Bayern. Dort geht es unter anderem um spezielle Röntgentechnologie und Sensorik, aber auch um die Produktion von Nahrungsmitteln. »Alle beteiligen sich mit ihren jeweiligen Forschungsschwerpunkten«, erklärt Steffen Dryba vom Fraunhofer IGP.
Gefördert wird das Vorhaben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie den Ländern Mecklenburg-Vorpommern und Bayern. Die Fraunhofer-Gesellschaft steht für angewandte Forschung mit hohem Praxisbezug. »Mit der Initiative ist eine Anschubfinanzierung verbunden«, so Dryba weiter. »Sie dient dem langfristigen Aufbau von Knowhow, Forschungsressourcen und -infrastruktur für den Agrarmarkt.«

 

Weitere Praxispartner gesucht

Nutznießer dieser Forschungen können Landwirte und Landmaschinen-Hersteller sein, aber auch etablierte Unternehmen und Startups, die im Bereich Datenverarbeitung einsteigen wollen. »Unsere Initiative adressiert den gesamten Wirtschaftszweig«, ergänzt Dr. Philipp Wree vom Fraunhofer IGD. »Es ist klar, dass der Sektor sich weiter automatisieren und digitalisieren muss. Aber viele landwirtschaftliche Unternehmen haben allein nicht die Ressourcen und das Knowhow. Neben der Unterstützung ortsansässiger Unternehmen wollen wir mögliche Unternehmensgründungen oder Ansiedlungen unterstützen.« Dabei spielen Biodiversität, Nachhaltigkeit und Tierwohl eine große Rolle.
In der Initiative sind bereits mehrere Praxispartner vertreten. Es soll ein  ganzes Netzwerk, auch mit der Industrie, entstehen. Weitere Partner sind willkommen. »Wir als Forschungsinstitute bieten die Möglichkeit, die Ideen der Unternehmen in die digitale Praxis umzusetzen«, betont Wree. »So entsteht eine zentrale Anlaufstelle für eine ganzheitliche Herangehensweise an die jeweilige Fragestellung.«