- Projektbeschreibung
Im September 2014 wurde der Berliner Pergamonaltar von der Abteilung »Digitalisierung von Kulturerbe« am Fraunhofer IGD in 3D gescannt. Die Umsetzung des Scanvorhabens erfolgte in Zusammenarbeit mit der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin und wurde durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien unterstützt.
Das Resultat ist ein aufwändiges 3D-Modell des mehr als 2000 Jahre alten hellenistischen Altars. Damit ist das Meisterwerk der griechischen Antike zumindest virtuell zugänglich, denn der Ausstellungsraum ist aufgrund von Sanierungsarbeiten bis voraussichtlich 2019 geschlossen. Schon seit 2013 wird das Pergamonmuseum im Rahmen des Masterplans Museumsinsel abschnittsweise saniert. Seit November 2014 ist auch der Saal des Pergamonaltars betroffen.
Der Auftrag durch die Berliner Museen erfolgte kurzfristig. Dennoch konnte der Altar in den letzten zwei Wochen vor der Schließung gänzlich in 3D gescannt werden. Die Planung der Durchführung beanspruchte die erste, die Umsetzung des Scanprozesses die zweite Woche. Die Arbeiten vor Ort konnten am letzen Öffnungstag, dem 29.09.2014, abgeschlossen werden.
Für die visuelle Erfassung des architektonischen Kulturatefakts setzten Pedro Santos und seine Abteilung einen Laserscanner ein, der an 51 Scanpositionen platziert wurde und insgesamt 176 Millionen 3D-Punkte pro Messung ermittelte. Der 113m lange Große Fries des Altars wurde mit einer Spiegelreflex-Kamera automatisch abfotografiert. Um den Fries auch in der Höhe erfassen zu können, wurde diese Kamera an einen 8m langen mobilen Ausleger mit beweglichem Schwenkkopf montiert; eine Lösung, die der Filmtechnik entstammt. Anschließend wurden die photogrammetischen und fotografischen Aufnahmen in einem 3D-Modell zusammengeführt. Dieses setzt sich aus 83 Millionen Dreiecken aus dem Laserscan und 500 Millionen Dreiecken aus dem Friesscan zusammen und umfasst insgesamt etwa 580 Millionen Dreiecke. Eine solch hochauflösende 3D-Visualisierung ermöglicht eine originalgetreue und detailgenaue Darstellung des Altars.
Der Öffentlichkeit ist das 3D-Modell des Pergamonaltars seit dem 24.05.2016 zugänglich. In einem Online-Viewer kann das gesamte architektonische Ensemble in seinen Einzelheiten betrachtet werden. Diese virtuelle Präsentation verfügt ebenfalls über Informationen zum Bildprogramm. Somit schafft das 3D-Modell Zugänglichkeit zu dem aktuell unzugänglichen Original. Darüber hinaus steht das Modell für zahlreiche Verwendungen in Forschung, Museumspräsentation oder Reproduktion zur Verfügung. Eine hybride Ausstellung, in der das 3D-Modell während der Sanierungsphase präsentiert wird, ist schon in Planung. Einen weiteren Anknüpfungspunkt bilden die sich im Depot der Antikensammlung befindlichen Fragmente des Altars. Sollten diese Artefakte ebenfalls eingescannt werden, können die Modelle dabei helfen, den Altar virtuell wieder zusammen zu »puzzeln«. Aus konservatorischer Sicht leistet die 3D-Visualisierung damit einen Beitrag, der über die bloße Dokumentation hinausgeht.